Neue Perspektiven der WeisheitsforschungLecture by Gert Scobel, 3sat
5 May 2015
Photo: Valentin Agapov/Shutterstock
Part 1 of the series of lectures: "Weisheit: Alte Traditionen, wieder aktuell". The lecture will be held on Tuesday 05. May 2014, 18:15–19:45 h, Universität Hamburg, Anna-Siemsen-Hörsaal, Von-Melle-Park 8. The lecture will be held in German. The entrance is free.
Weisheit ist seit Jahrtausenden sowohl Gegenstand des Nachdenkens als auch ein Begriff, der die Lebenspraxis von Menschen bestimmt – und das in den unterschiedlichsten Kulturen. In der westlichen Sphäre wurde der Begriff „Weisheit“ sogar zum definitorischen Kennzeichen eines ganzen Arbeitsbereiches in den Geisteswissenschaften: denn Philosophie bedeutet nichts anderes als Weisheits-Liebe oder freundliche Zuwendung zur Weisheit. Tatsächlich spielt der Begriff „Weisheit“ in der gegenwärtigen Diskussion weder in den Geistes- noch in den Naturwissenschaften eine größere Rolle. Obwohl „Weisheit“ ein inzwischen weitgehend marginalisierter und vergessener Begriff ist, kennzeichnet er für viele Menschen (und nicht nur für „Esoteriker“, „Alternative“ und „Alte“) nach wie vor einen zentralen Wert und bezeichnet einen vor allem im Alter erstrebenswerten Zustand. Weise zu sein ist einer der wenigen Werte, auf die sich Menschen aller Altersgruppen, aller Kulturen und Religionen einigermaßen problemlos einigen können. Doch was ist damit gemeint? Und welche neuen Zugänge gibt es zur Erforschung dieses Begriffs, mit dem nicht zuletzt auch die Frage nach einem guten, gelungen Leben verbunden ist? In den letzten Jahren haben sich Forscher vereinzelt wieder mit Weisheit und Weisheitskonzepten befasst. Dazu beigetragen hat einerseits die zunehmende Popularität buddhistischer Praktiken, vor allem aber auch die neurowissenschaftliche Erforschung von Bewusstsein und Meditation. Seit langem schon gilt Meditation als einer der Königswege zur Erlangung von Weisheit. Auch in der Gerontologie gibt es, vor allem mit Blick auf die empirische Erforschung der Psychologie des Alters aber auch in Bezug auf die Bewältigung von Lebenskrisen, ein zunehmendes Interesse an Weisheit. Und das sind nicht die einzigen Aspekte, die Weisheit zu einem spannenden Begriff machen, in dem sich neuste Forschungsinhalte und alte Traditionen begegnen. Die entscheidende Frage lautet daher: Wie kann es gelingen, ausgehend vom aktuellen Stand der Forschung auf verschiedensten Gebieten, einen wissenschaftstauglichen, interdisziplinären und interkulturellen Weisheitsbegriff so zu formulieren, dass die alten Weisheitstraditionen und ihre Erfahrungen wieder auf eine wissenschaftlich vertretbare Weise „anschlussfähig“ an die Gegenwart werden? Literatur: Gert Scobel. Weisheit – über das, was uns fehlt. Köln 2011 (2. Auflage)
Gert Scobel studierte Philosophie und Theologie in Frankfurt am Main und in Berkeley/Kalifornien. Nach kurzer Lehrtätigkeit an der University of San Francisco wechselte der in den Journalismus, schrieb für das FAZ-Magazin und drehte Dokumentarfilme und Features für die ARD. Er moderierte u.a. die Kulturzeit und das ARD-Morgenmagazin. Seit 2008 leitet er die interdisziplinäre Sendung “Scobel” in 3sat, die er auch moderiert. Der Autor mehrerer Bücher wurde mit dem Deutschen und dem Bayerischen Fernsehpreis sowie mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet. Er hatte verschiedene Lehraufträgt, u.a. in Politikwissenschaft an der NRW School of Governance.
Time: Tuesday, 05 May 2015, 18:15–19:45 h
Venue: Universität Hamburg, Anna-Siemsen-Hörsaal, Von-Melle-Park 8.
The lecture will be held in German. The entrance is free. (PDF)
Recorded Lecture