Unser Profil
Leitideen und Aufgaben
Das Zentrum fördert die Entwicklung, Koordination und Bündelung der universitären Ressourcen der Buddhismuskunde in drei Bereichen: Lehre, Forschung sowie wissenschaftlicher Austausch und Öffentlichkeit.
Förderung der Lehre
Das NZfB stärkt das Curriculum in Buddhismuskunde an der Universität durch zusätzliches Lehrangebot und bündeln die buddhismusrelevante B.A.- und M.A.-Lehrveranstaltungen des Asien-Afrika-Instituts und anderer Einrichtungen. Daneben organisiert es spezielle Seminare und die internationale Sommer-Universität Buddhismuskunde und unterstützt die am AAI angesiedelte Numata-Professur für Buddhismuskunde. Das Zentrum fördert ferner Studierende durch M.A.- und Promotionsstipendien und betreut seit dem Wintersemester 2011/12 den M.A.-Studiengang Buddhismuskunde.
Förderung der Buddhismuskunde in der Forschung
Das Zentrum ermöglicht Research Fellows und Gastwissenschaftlern ein eigenes Forschungsprojekt durchzuführen. Es bietet ihnen Zugang zur Fachbibliothek und unterstützt sie in ihren Forschungsvorhaben. Das Zentrum fördert die Forschung in fünf Bereichen:
Forschungsprojekte
Es bietet Wissenschaftlern aus dem In- und Ausland an, in einem intellektuell stimulierenden Forschungsumfeld als Research Fellows eigene Projekte am Zentrum durchzuführen und in der Lehre tätig zu sein. Gegenwärtig nutzen Wissenschaftler aus unterschiedlichsten Herkunftsländern diese Möglichkeit, die auch die Teilnahme an anderen Aktivitäten des Zentrums einschließt.
Stipendien
Es fördert akademischen Nachwuchs durch Promotions- und Master-Stipendien.
Online-Publikationen
Es veröffentlicht digital buddhismuskundliche Forschungsbeiträge.
Bibliothek
Das Zentrum ist durch gezieltes Fundraising maßgeblich an der Erweiterung des buddhismuskundlichen Buchbestandes der Bibliothek des Asien-Afrika-Instituts beteiligt, die europaweit zu den herausragendsten Fachbibliotheken im Bereich des indo-tibetischen Buddhismus zählt.
Internationales Netzwerk
Mit dem stetigen Ausbau seines Netzwerks von Wissenschaftlern, Studierenden und anderen Institutionen fördert und intensiviert das Zentrum den wissenschaftlichen Austausch im Bereich der Buddhismuskunde. Vielfältige Kontakte zu Universitäten und Forschungseinrichtungen weltweit bestehen bereits.
Forum für wissenschaftlichen Austausch und Dialog mit der Öffentlichkeit
Das Zentrum trägt maßgeblich dazu bei, die Rolle der Universität Hamburg als einen interdisziplinären Ort buddhismuskundlicher Expertise nach außen zu kommunizieren. Es unterstützt Veranstaltungen, die die Vernetzung von Wissenschaftlern und den Dialog mit den buddhistischen Traditionen und der Öffentlichkeit fördern. Es bietet ein vielfältiges Veranstaltungsprogramm im Rahmen von internationalen Symposien, Fachtagungen, Workshops und Vortragsreihen. Keine andere Stadt in Deutschland bietet ein so vielfältiges und umfassendes Spektrum der buddhistischen Traditionen wie die Stadt Hamburg. Gemeinsame Veranstaltungsprojekte wie der an der Universität Hamburg abgehaltene »First International Congress on Buddhist Women«, auf dem neben 65 Referentinnen und Referenten der 14. Dalai Lama sprach, sind beispielhaft für die erfolgreiche Verbindung von Wissenschaft und gelebtem Buddhismus.
Ziele
Unser Ziel ist es, das NZfB zu einer der führenden Einrichtungen im Bereich der Buddhismuskunde in Europa zu machen und zusätzlich dazu den internationalen Masterstudiengang für Buddhismuskunde an der Universität Hamburg weiter auszubauen. Um das Lehrfundament der Buddhismuskunde zu stärken, ist das Zentrum mittelfristig bemüht, in Ergänzung der zwei Säulen indischer und tibetischer Buddhismus, eine dritte Vollprofessur im Bereich des südost- oder ostasiatischen Buddhismus (z. B. chinesischer Buddhismus) zu etablieren.
Das Zentrum ist auf potenzielle Förderer angewiesen, die auf eine erfolgreiche Weiterentwicklung des Zentrums setzen und uns in unseren mittel- und längerfristigen Zielen und im Ausbau unserer Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses, aber auch in unserer Profilierung und Internationalisierung finanziell und ideell unterstützen.
Ausstattung
Dem Zentrum stehen an der Universität Hamburg eine Reihe wissenschaftlicher und logistischer Ressourcen zur Verfügung:
- Professoren und Mittelbaustellen in den Bereichen altes und mittelalterliches Indien, indischer Buddhismus, Sinologie, Tibetologie, Japanologie, Koreanistik, Thaiistik und Vietnamistik
- Die Numata-Stiftungsprofessur für Buddhismuskunde
- Die Bibliothek des Asien-Afrika-Institutes mit Schwerpunkt indo-tibetischer Buddhismus
- Das Centre for Tantric Studies
- Das Khyentse Center for Tibetan Buddhist Textual Scholarship
- Büroräume, -ausstattung und Räume für Veranstaltungen
Buddhismuskundliche Bibliothek
Seit der ersten Anschaffung am 19.12.1914 bis heute ist die buddhismuskundliche Fachbibliothek stetig gewachsen (Primärquellen, Editionen, Übersetzungen, Sekundärliteratur, allgemeine Studien, Zeitschriften, Mikrofilme). Die Schwerpunkte der Sammlung sind: Theravada-Buddhismus, die Schulen des Abhidharma und indischen Mahayana-Buddhismus, ferner tibetologische Sammlungen im Bereich der philosophisch-religiösen Literatur der großen buddhistischen Traditionen sowie der Kunst und Geschichte. Durch die verschiedenen am Asien-Afrika-Institut vertretenen kulturellen Regionen (Süd-, Südost-, Zentral- und Ostasien), für die die Buddhismuskunde ein verbindendes Glied darstellt, konnte in den vergangenen Jahren auch ein bedeutender Umfang an Literatur zum tantrischen und chinesischen Buddhismus wie auch zum Buddhismus in Thailand und Korea akquiriert werden. Die Fachbibliothek gilt seit Langem als eine ausgezeichnete Kollektion buddhismusrelevanter Werke und bildet für Buddhismusforscher einen wichtigen Anreiz, sich bei der Wahl ihres Forschungsumfelds für Hamburg zu entscheiden. [ Katalog ]
Online-Bibliothek
Neben einer Vielzahl buddhismuskundlicher Werke sind es des Weiteren die vom Nepal-German Manuscript Preservation Project (NGMPP, 1970-2002) und dem Nepalese-German Manuscript Cataloguing Project (NGMCP, seit 2002) katalogisierten Handschriftentitel, die eine Fundgrube für jeden Buddhismuskundler darstellen. Zugänglich ist die Datenbank des NGMCPs im Internet.
Geschichte der Buddhismuskunde in Hamburg
Die Anfänge
Die Buddhismuskunde – verstanden als eine Wissenschaft, die sich umfassend mit den buddhistischen Traditionen und deren Ethik und Philosophien befasst – wurde erst spät eine eigenständige universitäre Disziplin in Hamburg. Ein Wegbereiter hierbei war die Errichtung eines Lehrstuhls für Kultur und Geschichte Indiens zum Wintersemester 1914/15. Der Arbeitsbereich selbst etablierte sich allerdings erst unter dem Buddhismusforscher Frank-Richard Hamm (1954-1964) und endgültig nach Einrichtung eines zweiten Lehrstuhls in Indologie mit Schwerpunkt Buddhismuskunde, auf den der aus der Göttinger Schule stammende Franz Bernhard im Juni 1966 berufen wurde. Damit war der Grundstein zu einer in Deutschland bis heute wohl einzigartigen Möglichkeit des Studiums und der Erforschung des Buddhismus gelegt.
Die Hamburger Schule der Buddhismuskunde
Nach dem frühen Ableben Franz Bernhards im September 1971 hat vor allem dessen Nachfolger, Lambert Schmithausen, die Hamburger Buddhismuskunde von 1973 bis 2005 geprägt und sie mit seinen grundlegenden Werken zur Yogācāra-Forschung und zur Ideengeschichte und den spirituellen Praktiken des frühen Buddhismus, wie auch zur buddhistischen Natur- und Tierethik zu internationaler Anerkennung geführt. Viele führende Positionen in universitären Einrichtungen weltweit wurden oder werden heute von Absolventen dieser Hamburger Schule besetzt, darunter UC Berkeley, Harvard University, Koyasan University (nahe Osaka), Stanford University, International College for Advanced Buddhist Studies (Tokyo).
Buddhismuskunde als Schwerpunkt der Tibetologie
Naturgemäß besteht eine enge Beziehung zwischen Buddhismuskunde und Tibetologie. So nahm in den zurückliegenden Jahrzehnten die Erforschung der buddhistischen Schulen und deren Ideengeschichte auch in der Tibetologie eine zentrale Stellung ein: zunächst durch David Seyfort Ruegg (Schwerpunkt: Traditionen des indo-tibetischen Buddhismus; Madhyamaka; Herbst 1983 bis 1990) und anschließend durch David Jackson (Schwerpunkt: Sa-skya Panditas Auslegung der indischen und tibetischen Tradition der Logik und Erkenntnistheorie; Erforschung der tibetobuddhistischen Schulgeschichte; tibetische Malerei; 1992–2007).
Heute wird die Buddhismuskunde in den Disziplinen Indologie und Tibetologie in einem breiten Spektrum durch drei Professoren vertreten: Michael Zimmermann (Professur für indischen Buddhismus), Dorji Wangchuk (Tibetologie mit Schwerpunkt Buddhismus) und Harunaga Isaacson (indischer Tantrismus, Manuskriptkunde).
Beschäftigung mit dem Buddhismus in weiteren Fachdisziplinen der Universität
Die Universität Hamburg ist der einzige Ort im norddeutschen Raum, an dem sich Wissenschaftler aus den verschiedenen asiatischen Regionen intensiv mit dem Buddhismus befassen.
So hat die Beschäftigung der Japanologie mit dem Buddhismus an der Universität Hamburg eine Tradition, die bis in das Jahr 1936 zurückreicht, seit Wilhelm Gundert auf den Lehrstuhl berufen wurde. Sowohl Gundert, dessen Interesse dem Chan- und Zen-Buddhismus galt, als auch sein direkter Schüler Oscar Benl haben zur Buddhismuskundeforschung an der Universität beigetragen. In der Folge hat sich auch Roland Schneider mit dem Buddhismus befasst, vor allem in Form von literarischen Kunstformen des Mittelalters, die stark vom Buddhismus beeinflusst waren. Aktuell setzt Jörg B. Quenzer diese kultur- und geistesgeschichtliche Tradition fort, u.a. mit Untersuchungen zu biografischen Materialien wie Traumaufzeichnungen und zur Rolle der (literarischen) Sprache in der Vermittlung buddhistischer Inhalte.
Auch die Iranistik hatte sich seit der Berufung des Zentralasien-Spezialisten und Tibetisch-Kenners Ronald Eric Emmerick (1971-2001) mit dem Buddhismus beschäftigt. Sein Interesse galt der vom Buddhismus beeinflussten khotanischen Kultur und der Rolle Khotans in der Überlieferung buddhistischer Texte.
Der geografische Fokus der Buddhismuskunde wurde ferner durch die Berufung des Sinologen Michael Friedrich erweitert, der sich mit Fragen der frühen Rezeption des Buddhismus in China befasst. Sein Interesse gilt auch der längerfristigen Wirkung des Buddhismus auf die chinesische Philosophie sowie der Darstellung des chinesischen Buddhismus in der konfuzianischen und der modernen Geschichtsschreibung.
Durch die Forschung des Thaiisten und Ethnologen Barend Jan Terwiel (1992-2007) auf dem Gebiet des thailändischen Buddhismus hat sich die Perspektive der Hamburger Buddhismuskunde abermals erweitert.
Absolventen der Hamburger Buddhismuskunde
Seit 1978 entstanden an der Universität Hamburg 41 Dissertationen, 8 Habilitationen, 60 Magisterarbeiten und 4 Masterarbeiten im Bereich der Buddhismuskunde. Allein in der Indologie und Tibetologie, zu einem bedeutenden Teil unter der Anleitung von Lambert Schmithausen, entstanden 7 Habilitationen, 33 Dissertationen, 45 Magisterarbeiten und 4 Masterarbeiten. In der Sinologie entstanden im Bereich Buddhismuskunde 4 Dissertationen und 11 Magisterarbeiten, in der Japanologie 1 Habilitation, 1 Dissertation und 4 Magisterarbeiten und in der Thaiistik 2 Dissertationen. (Stand: Februar 2015)
Numata-Professur für Buddhismuskunde
In Würdigung der unter Lambert Schmithausen zu international höchster Anerkennung gelangten Hamburger Buddhismuskunde richtete die japanische Bukkyo Dendo Kyokai, eine Stiftung zur Förderung buddhistischer und buddhismuskundlicher Aktivitäten, im Jahre 1999 an der Universität Hamburg eine Numata-Stiftungsprofessur für Buddhismuskunde ein. Sie ermöglicht es, halb bzw. jährlich wechselnde Buddhismuskunde-Experten aus aller Welt nach Hamburg an das Asien-Afrika-Institut einzuladen, um in Lehre und Forschung mitzuwirken.
Die Gründung des Zentrums für Buddhismuskunde
Aufgrund der Vielzahl von Fachdisziplinen (Indologie, Tibetologie, Japanologie, Sinologie, Thaiistik, Koreanistik, Religionswissenschaften und Ethnologie), in denen sich einzelne Wissenschaftler und Forschergruppen (z.B. Manuskriptkulturen in Asien und Afrika) mit dem Buddhismus befassen, war es nur folgerichtig, dass im Herbst 2007 für die Hamburger Buddhismuskunde ein Zentrum an der Universität gegründet wurde. Seitdem hat sich die Perspektive der Buddhismuskunde an der Universität Hamburg sichtbar erweitert und steht nun im Kontext der süd-, südost-, zentral- und ostasiatischen Kulturregionen.
Das Zentrum für Buddhismuskunde bekommt einen neuen Namen
Mit einem feierlichen Zusammenkommen wurde am 11. Juli 2013 das Numata Zentrum für Buddhismuskunde (NZfB) eröffnet, das aus dem bisherigen Zentrum für Buddhismuskunde hervorgeht. Das neue Zentrum trägt den Namen der Familie von Rev. Toshihide Numata, dem Präsidenten der Bukkyo Dendo Kyokai 仏教伝道協会 in Tokyo, Japan. Die Bukkyo Dendo Kyokai ist eine weltweit aktive Stiftung, die sich dem Buddhismus und dessen Förderung als universitäres Fach in Forschung und Lehre widmet. Durch die zukünftige Unterstützung der Bukkyo Dendo Kyokai wird es dem Numata Zentrum für Buddhismuskunde verstärkt möglich sein, die verschiedenen Dimensionen des Buddhismus in Vergangenheit und Gegenwart wissenschaftlich zu beleuchten, als Forum für einen Dialog zwischen Wissenschaftlern und praktizierenden Buddhisten zu fungieren und die Ergebnisse der Forschung der breiteren Öffentlichkeit vorzustellen.