Psychologische Weisheitskonzepte und ihre Nutzbarmachung in der PsychotherapieEin Vortrag von Prof. Dr. Michael Linden, Berliner Charité
19. Mai 2015

Foto: Grisha Bruev/Shutterstock
Teil 2 der Vortragsreihe "Weisheit: Alte Traditionen, wieder aktuell" findet am Dienstag, den 19. Mai 2015 von 18:15–19:45 Uhr an der Universität Hamburg, Asien-Afrika-Institut, Edmund-Siemers-Allee 1, Ostflügel, Raum 221 statt. Der Eintritt ist frei.
Negative Lebensereignisse wie Krankheit, Tod eines lieben Menschen, familiäre Auseinandersetzungen, finanzielle Verluste, berufliches Scheitern oder soziale Unterlegenheit gehören zu den typischen Lebenserfahrungen eines jeden Menschen. Sie führen nicht zu psychischer Krankheit, da Menschen gegen solche Erfahrungen widerstandsfähig sind. Eine psychologische Eigenschaft, die hilft, Unabänderliches konstruktiv zu verarbeiten ist Weisheit. Die Weisheitspsychologie ist eine vergleichsweise neue Forschungsrichtung, die Weisheit definiert als Expertise im Umgang mit uneindeutigen und schwierigen Lebenssituationen. Es gibt empirische Hinweise, dass negative Lebensereignisse, insbesondere wenn sie zu Verbitterungsreaktionen führen, Weisheitskompetenzen blockieren können, was zu einem Teufelskreis mit Problemverstärkung und Chronifizierung führt. Da es aus der Grundlagenforschung Hinweise gab, dass Weisheit, ähnlich wie Selbstsicherheit, zu trainieren und zu lernen ist, wurde in den letzten Jahren die Weisheitstherapie entwickelt. Sie ist eine Form der kognitiven Verhaltenstherapie mit speziellen weisheitsaktivierenden Strategien, die abzielen auf eine Förderung von Perspektivwechsel, Selbstdistanz, Empathie, Emotionswahrnehmung und Emotionsakzeptanz, emotionale Serenität und Humor, Fakten- und Problemlösewissen, Kontextualismus, Wertrelativismus, Selbstrelativierung, Ungewissheitstoleranz, Nachhaltigkeit, Problem- und Anspruchsrelativierung. Erste empirische Studien zeigen positive Ergebnisse mit diesem Behandlungsansatz. (Literatur: Baumann K, Linden, M: Weisheitskompetenzen und Weisheitstherapie. Pabst Verlag, Lengerich, 2008)
Prof. Dr. Michael Linden, Arzt für Neurologie, Psychiatrie, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Psychologischer Psychotherapeut, ist Leiter der Forschungsgruppe Psychosomatische Rehabilitation an der Charité Universitätsmedizin Berlin und der Abteilung Verhaltenstherapie und Psychosomatik am Rehabilitationszentrum Seehof der Deutschen Rentenversicherung Bund, Teltow/Berlin. Prof. Linden ist Leiter des Referats Psychotherapie der DGPPN, Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat Psychotherapie, Supervisor und Gutachter für Verhaltenstherapie. Wissenschaftliche Arbeitsschwerpunkte sind Anpassungsstörungen, Angsterkrankungen, Depression, Psychotherapieoutcome und -prozessforschung, Rehabilitation und Versorgungsforschung.
Termin: Dienstag, den 19. Mai 2015 von 18:15 – 19:45 Uhr
Veranstaltungsort: Universität Hamburg, Asien-Afrika-Institut, Edmund-Siemers-Allee 1, Ostflügel, Raum 221.
Der Eintritt ist frei. (PDF)