Achtsamkeit: Eine buddhistische Praxis erobert die Therapie
3. Dezember 2013
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Das Thema Achtsamkeit und Meditation boomt heute im Westen immer stärker. Eine Ausdrucksform davon sind zum Beispiel große internationale Kongresse – in Deutschland vor allem „Meditation und Wissenschaft“ 2010 und 2012 in Berlin und der „Internationale Achtsamkeitskongress“ 2011 an der Universität Hamburg. Der Sammelband zum letzteren Kongress bringt im Titel den ganzen Trend auf den Punkt: Achtsamkeit: Ein buddhistisches Konzept erobert die Wissenschaft. Auf dem Hamburger Kongress haben zum ersten Mal die buddhistischen Wurzeln des geflügelten Wortes „Achtsamkeit“ eine Hauptrolle gespielt. In Berlin sind die westlichen wissenschaftlichen Forschungen, Übernahmen und Anwendungen im Zentrum gestanden. Ein weiterer Ausdruck des Achtsamkeitstrends in den Wissenschaften ist eine wachsende Fülle von Studien und Büchern rund um dieses Thema. Sie stammen aus der Feder von Therapeuten, Psychologen, Medizinern, Neurowissenschaftlern, Meditationsforschern, Religionswissenschaftler sowie Pädagogen. Parallel dazu gibt es einen ähnlichen Trend in den verschiedenen sich religionsübergreifend verstehenden Disziplinen der Selbstoptimierung – vor allem der Esoterik, der Gesundheitsförderung etwa im Bereich der Ernährung oder den populären Formen des Yoga sowie den anderen Religionen neben dem Buddhismus, vor allem dem Christentum. Angesichts der zunehmenden wissenschaftlichen Bedeutung des Begriffs „Achtsamkeit“ greifen heute ebenfalls die großen Medien dieses Thema zunehmend auf. Diese Koalition bedeutet eine weitere Stufe der Integration von Achtsamkeit und Meditation in den „Mainstream“ der westlichen Gesellschaft. In der neuen Vortragsreihe zum Thema Achtsamkeit am „Numata Zentrum für Buddhismuskunde“ der Universität Hamburg kommen diese beiden grundsätzlichen Seiten des modernen Achtsamkeitstrends zu Wort – der buddhistische „Stamm“ und die westlichen „Äste“.
[ 03.12.2013 ]
Die Geschichte der Achtsamkeit
Bhante Sujato
Bhante Sujato ist ein bekannter australischer Theravada-Mönch, Autor, Redner und Reformer. Er geht näher auf den spezifischen kuturellen und historischen Kontext des Themas „Achtsamkeit“ in den frühbuddhistischen Reden des Buddhas ein. Außerdem untersucht er das Verhältnis dieses Kontextes zu zeitgenössischen kontemplativen Praktiken.
[ 07.01.2014 ]
Die ursprüngliche Achtsamkeit: Die frühbuddhistische Vipassana-„Bewegung“ − was sie ausmacht!
Hans Gruber
Hans Gruber ist Indologe, Autor und Vipassana-Experte. Er gibt einen Überblick über die vielgestaltige zeitgenössische Bewegung der Achtsamkeitspraxis „Vipassana“ (klares Sehen), welche die Hauptwurzel des westlichen Achtsamkeitsbooms ist. Denn was macht diese Bewegung im Grunde aus? Es wird erklärt, warum es sich hier nicht um einen losen Verbund unterschiedlicher Lehren und Methoden rund um die frühbuddhistische Achtsamkeit handelt, sondern vielmehr um eine einheitliche „Bewegung". Es gibt bestimmte Unterscheidungsmaßstäbe, die eine klare Strukturierung gestatten. Außerdem werden in diesem Rahmen auch einige Vipassana-Hauptansätze praktisch vorgestellt.
[ 21.01.2014 ]
Mitgefühl, das Herz der Achtsamkeit
Dr. Christine Brähler
Dr. Christine Brähler ist psychologische Psychotherapeutin in privater Praxis in München, wissenschaftliche Mitarbeiterin an der University of Glasgow sowie Kursleiterin der populären neueren achtsamkeits-basierten Programme „Achtsames Selbstmitgefühl“ (Christopher Germer & Kristin Neff; www.centerformsc.org) und „mitgefühls-fokussierte Therapie“ (Paul Gilbert). Mit ihrem Vortrag wird sie die buddhistischen Ursprünge dieser Programme erläutern und die buddhistische Meditationspraktiken mit einem evolutions-, sozial- und neurowissenschaftlichen Verständnis kombinieren. Frau Brähler gibt einen Überblick über Mitgefühl aus buddhistischer und wissenschaftlicher Perspektive, beschreibt jene „mitgefühls-basierten" Ansätze in der Psychotherapie sowie erste Forschungsergebnisse dazu.