Weisheit und Lebenspraxis: Die Lehren des Buddha, des griechisch-römischen Stoizismus und die Frage der wechselseitigen BeeinflussungEin Vortrag von Prof. Dr. Jens Schlieter, Universität Bern
2. Juni 2015
Foto: mythja/Shutterstock
Teil 3 der Vortragsreihe "Weisheit: Alte Traditionen, wieder aktuell" findet am Dienstag, den 02. Juni 2015 von 18:15–19:45 Uhr an der Universität Hamburg, Asien-Afrika-Institut, Edmund-Siemers-Allee 1, Ostflügel, Raum 221 statt. Der Eintritt ist frei.
»Ich will, ein für alle Mal, Vieles nicht wissen. – Die Weisheit zieht auch der Erkenntnis Grenzen.« Dieser Satz von Friedrich Nietzsche bringt eine Einsicht auf den Punkt, die auch der Buddha in seinen Lehrreden betont hat: Weisheit besteht nicht in unbegrenztem Erkenntnisgewinn. Viele Erkenntnisse, und insbesondere solche, die angesichts einer vermeintlich unveränderbaren Welt die eigene Ohnmacht vor Augen führen, sind, aus der Perspektive einer solchen Weisheit, kaum hilfreich. Schon der Buddha, wie ihn die Pali-Texte porträtieren, strebte nach einer Weisheit, unheilsame und vom Ziel der Befreiung ablenkende Gedanken abzulegen, und lehrte entsprechende Formen der Konzentration, Meditation und ethischen Selbstkultivierung. Der Vortrag wird diese Konzeption der Weisheit mit den Ausführungen zur Lebenskunst der Weisen vergleichen, die sich im griechisch-römischen Stoizismus finden, und die ebenso an die Stelle des „Du sollst“ ein „Du kannst“ gesetzt haben. Im Vergleich der Gemeinsamkeiten und Unterschieden soll dabei die oft geäußerte Ansicht überprüft werden, daß die Stoiker – im Gegensatz zur systematischen Entwicklung von Meditationstechniken im indischen Buddhismus – nur wenige Praktiken kannten, mit denen sich Weisheit konkret einüben läßt. Abschließend wird die Frage verfolgt, inwiefern sich philosophisch vergleichbare Ansichten beider Traditionen wechselseitig beeinflußt haben könnten, oder ob sie vielmehr parallele Entwicklungen darstellen.
Jens Schlieter ist seit 2009 Professor für systematische Religionswissenschaft an der Universität Bern. Lehr- und Forschungsschwerpunkte sind der indische und tibetischen Buddhismus, Religionstheorie und systematische Religionswissenschaft, Bioethik der Religionen, sowie Religion/Philosophie in komparativer Perspektive.
Termin: Dienstag, den 02. Juni 2015 von 18:15 – 19:45 Uhr
Veranstaltungsort: Universität Hamburg, Asien-Afrika-Institut, Edmund-Siemers-Allee 1, Ostflügel, Raum 221.
Der Eintritt ist frei. (PDF)