Tötungsverbot und Fleischgenuss in JapanTeil 4 der Vortragsreihe: Buddhistische Perspektiven auf Essen und Trinken. Ethische, soteriologische und kulturgeschichtliche Aspekte
4. Juli 2016
Ein Vortrag von Prof. Dr. Klaus Vollmer (Ludwig-Maximilians-Universität München)
Der starke Einfluss des Buddhismus auf Naturverständnis und Esskultur gehörte bis in jüngste Zeit zum festen Bestandteil eines Bildes von der japanischen Kultur, das nicht zuletzt durch bedeutende Vertreter der Zen-Gelehrsamkeit wie etwa Daisetsu T. Suzuki (1870–1966) im 20. Jahrhundert auch im Westen etabliert wurde. Tatsächlich haben ethische und soteriologische Vorstellungen des Buddhismus die japanische Kultur der Vormoderne nachhaltig geprägt und auch den gesellschaftlichen Umgang mit Nahrung und Lebensmitteln beeinflusst. Insbesondere die historische und kulturanthropologische Forschung in Japan hat jedoch seit den 1990er Jahren das Image der geschichtlich gewachsenen, oft religiös begründeten besonderen „Naturliebe“ der Japaner sowie die Annahme einer zumindest seit dem späten Mittelalter (16. Jahrhundert) fast fleischlosen Ernährung nachhaltig differenziert. Dabei konnte auch gezeigt werden, dass der Topos der fleischlosen Ernährung Teil eines Konstrukts in der modernen Repräsentation Japans gegenüber dem Westen ist. Der Vortrag diskutiert Beispiele für buddhistische Perspektiven auf Ernährung und Lebensmittel aus verschiedenen Epochen der japanischen Geschichte und stellt dabei das buddhistische Tötungsverbot, die Frage des Fleischgenusses und in diesem Kontext die Beziehungen des Buddhismus zur einheimischen Religion Japans (Shintô) in den Mittelpunkt.
Klaus Vollmer, Studium der Japanologie, Neueren Deutschen Literatur, Religionswissenschaft, Sinologie und Geschichte in Hamburg, Promotion 1993, Habilitation (Japanologie) 1997. Research Fellow an der Ôsaka City University (1993 bis 1994), Stipendiat der Deutschen Forschungsgemeinschaft, seit 1998 Lehrstuhl für Japanologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Numata Fellow for Buddhist Studies in Hamburg 2002. Vorsitzender der Vereinigung für sozialwissenschaftliche Japanforschung (2000 bis 2006), Arbeitsschwerpunkte und zahlreiche Veröffentlichungen zur Kultur- und Sozialgeschichte Japans.
Zeit: 04.07.2016, 18 Uhr – 20 Uhr c. t.
Ort: Raum 221 des Asien-Afrika-Instituts der UHH, Edmund Siemers-Allee 1, Flügel Ost
Vortragssprache ist Deutsch. Der Eintritt ist frei. Alle Interessierten sind herzlich willkommen!
Veranstaltungsflyer (PDF)
Koordination: Prof. Dr. Steffen Döll (Numata Zentrum für Buddhismuskunde, Universität Hamburg)